Ausblick:
Vermehrte Grundlagenforschung, sowie parallele klinische Studien am Menschen sind notwendig, um die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Kreatin-Supplementierung auszuloten.
Kreatinkinase ist ein “altes”
Enzym, das in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts
entdeckt worden ist (Lohmann Reaktion) und das,
wenn überhaupt, in Lehrbüchern der
Biochemie oft nur mit einem Satz als
“wichtiges Enzym, für die
Energie-Pufferung und als diagnostisches
Serum-Marker nach einem Herzinfarkt” erwähnt
wird. Trotz der Tatsache, dass Kreatinkinase
eines der prominentesten Enzyme im Muskel ist,
ist es erst in neuester Zeit gelungen, dessen
molekulare Struktur mittels
Protein-Kristallographie und
Röntgenstrukturanalyse aufzuklären
(Fritz-Wolf et al. 1996). Dank dieser
Strukturdaten zusammen mit den hier
erwähnten neuen Befunden aus der Biochemie,
Zellbiologie und molekularen Physiologie des
Enzyms, sowie auf Grund der neuesten Resultate
mit Kreatin-Supplementation werden sich in
Zukunft wieder neue Forschungsgruppen mit diesem
interessanten Thema befassen. Die Kenntnis der
genauen Koordinaten der einzelnen
Aminosäuren in der Struktur des
Kreatinkinase Moleküls sollte es erlauben,
durch “Molecular Modelling” spezifische
Inhibitoren und/oder Aktivatoren des Enzyms zu
entwerfen, die dann z.B. gezielt für die
Krebstherapie von malignen Tumoren, die das
Kreatinkinase exprimieren, eingesetzt werden
könnten (siehe Kornacker et
al.2001).
Zudem warten viele
der hier
vorgestellten, an
Versuchstieren verifizierten
Befunde auf klinische Studien für die
Anwendung von Kreatin und Analogen am Menschen.
Es bleibt zu hoffen, dass verschiedene Aspekte
der Kreatin-Supplementation in Zukunft auch von
klinischen Forschern bearbeitet und mit grosser
Aufmerksamkeit von den praktischen Ärzten
verfolgt werden.
Ein grosses Problem für die
wissenschaftlich-klinische Validierung von Kreatin ist, dass diese
chemisch einfache, schon über 150 Jahre bekannte,
natürliche Körpersubstanz und deren Anwendung schlecht
durch Patente schützbar ist und dass klinische Studien mit
Patienten (Parkinson, MS, ALS, etc.) sich über mehrere Jahre
erstrecken müssten, was wiederum sehr teuer ist. Die
Pharma-Industrie interessiert sich aber kaum für eine Substanz
die kilogrammweise billig eingekauft werden kann, um dann hunderte
von Millionen in klinische Studien zu deren Wirksamkeit investieren
zu müssen.
Kreatin, als sicheres,
nebenwirkungsfreies Nahrungsergänzungsmittel, hat aber eindeutig
ein sehr grosses sozio-ökonomisches Potential, sei es für
die Prävention oder für eine positive Verlaufsbeeinflussung
von diversen Krankheiten. Unter diesem Aspekt scheint die Tatsache in
der Tat sehr stossend, dass das Potential von Kreatine für die
klinische Anwendung zum Wohle der Patienten mehrheitlich noch
brachliegt.
Es bleibt nur die Hoffnung, dass
diverse Multi-Center klinische Studien mit finanzieller
Unterstützung durch die öffentliche Hand, wie es momentan
in den USA auf kleiner Flamme geschieht, durchgeführt
werden.
Literaturangaben:
Neues Buch über Kreatin und
seine Wirkung:
“Creatine and Creatine Kinase in Health and
Disease”
Series: Subcellular Biochemistry , Vol. 46 (2007) (in
press) Salomons, Gajja S.; Wyss, Markus (Eds.), Springer Verlag, 352
pages, Hardcover,
ISBN:
978-1-4020-6485-2
http://www.springer.com/dal/home?SGWID=1-102-22-173747344-0&changeHeader=true
Neues
Buch über Kreatin Kinase Funktion:
“Molecular Systems Bioenergetics: Basice
Principles, Organization and Dynamics of Cellular
Energetics”:
Energy for Life", (Saks
V.A. Editor) Wiley Publisher Co. USA 604 pages, ( 2007),
ISBN: 978-3-527-31787-5-
http://www.wiley-vch.de/publish/dt/books/forthcomingTitles/LS00/3-527-31787-2/?sID=97